Das böse, böse Paintball-Spiel

Ich muss hier mal kurz einen Kommentar schreiben – auf die Gefahr hin, dass ich vieles von dem wiederhole, was andere Leute schon mal treffender gesagt haben:

Schon als Kind habe ich Völkerball gehasst. Einerseits, weil ich immer abgeworfen wurde, aber vor allem, weil mir das ganze Konzept des Abgeworfenwerdens gegen den Strich ging. Der Titel „Völkerball“, so verhaftet er in unserer Schulsport-Kultur sein mag, impliziert ausdrücklich, dass da zwei „Völker“ gegeneinander antreten und sich gegenseitig auszuradieren versuchen. Punkt. Niemand versuche bitte, mir Vorträge über den etymologischen Ursprung des Namens „Völkerball“ zu halten. In die Tasche lügen könnt Euch selber.

Und Paintball ist nichts anderes als Völkerball. Und ich behaupte mal: Die Schul-Mobber, die damals beim Völkerball gewannen und Freude daran hatten, schwächere Völkerball-Spieler wie mich abzuwerfen, dürften heute genau so viel Spaß am Paintball haben, um wiederum langsamer reagierende Gegenspieler mit Farbe zu beschießen.

Allerdings muss ich hier eine Lanze für die menschliche Psyche brechen: Meines Erachtens wird niemand durch Völkerball oder Paintball zum Attentäter oder Amokläufer. OK, darüber kann vortrefflich am offenen Feuer die eine oder andere leckere Flasche Rotwein leerdiskutieren. Wie ein Zahnrad ins andere greift erreicht man hier dieselbe Diskussion um so genannte „Killerspiele“.

Ob man nun der Meinung ist, „Killerspiele“, Paintball oder Völkerball schüren Gewalt – ich meine, sie lehren eher den konstruktiven Umgang mit Aggression, weil man sich quasi spielerisch die Köpfe einschlägt, anschließend aber real an der Theke beim Bier bzw. auf dem Pausenhof bei der Schulmilch beieinander steht und nicht wirklich etwas an Leib und Leben passiert ist. … Sofern man nicht permanent verloren hat, klar: Ich glaube, der ewige Paintball- und Völkerball-Verlierer wird schon ziemlich gefrustet sein. Aber auch hier sehe ich geringes Potenzial zum anschließenden Griff nach echten Waffen. Dazu müssen sicherlich noch einige andere Aspekte zusammen kommen. Dies soll hier nicht das Thema sein.

Ich persönlich kann mir für meine eigene Person absolut nicht vorstellen, mit Spaß an einer Runde Paintball teilzunehmen. Genauso, wie ich schon damals in der Schule keine Lust auf Völkerball hatte. Weil ich konstant verloren habe. Und, für’s Protokoll, ich habe anschließend auch nicht zur realen Waffe gegriffen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Egal ob Paintball als Erwachsener oder Völkerball im Kindesalter: Es muss doch andere Spielarten geben, die Hand-/Auge-Koordination und Reaktionsfähigkeit fördern, ohne dass das unterschwellige Ziel ist, gegnerischen Völker abzuschießen bzw. abzuwerfen. Vielleicht muss die Bevölkerung (Anwesende eingeschlossen) einfach mal wieder ein gewisses Grundgefühl für „das gehört sich“ und „das gehört sich nicht“ erlernen. Völkerball eingeschlossen.

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