Kindle Apps von Deutschland aus kaufen

Kaum ein Europäer weiß: Für die monochromen Kindle-E-Book-Reader (mit Ausnahme des neuen Kindle touch) gibt es Apps – meist kleinere Spiele. Amazon vertreibt sie bislang nur innerhalb der USA. Wie bekommt man sie aber als Europäer auf seinen deutschen Kindle?

Catan-Kindle - Screenshot

Endlich ist „unser“ Spiel „Die Siedler von Catan“ für den Kindle portiert worden. Das sieht ein bisschen rudimentär aus – aber es funktioniert überraschend gut. – Siehe Screenshot.

Allein: Wie bekommt man dieses (oder ein anderes Spiel) auf seinen Kindle, wenn man nicht in den USA lebt? Denn der Artikel-Link auf www.amazon.com verheißt nichts Gutes: Man bekommt noch nicht einmal gesagt, dass das Spiel US$ 4.99 kosten soll, geschweige denn ist das Spiel außerhalb der USA lieferbar.

Good news everyone: Diese Beschränkung lässt sich mit wenigen Schritten aushebeln:

Internationale Anmeldedaten

Vorab ist wichtig zu wissen: Die Amazon.de-Anmeldedaten funktionieren unverändert auch auf Amazon.com. Und, nebenbei bemerkt, auch auf amazon.co.uk und wo nicht sonst noch alles. Allein: Um eines der internationalen Amazon-Portale nutzen zu können, bedarf es einer Kreditkarte.

Dabei tut es problemlos eine Karte eines deutschen Kreditinstituts mit einer deutschen Rechnungsanschrift. Aber die braucht es auf jeden Fall – die kurze Warnung an alle Kreditkarten-Verweigerer: Ohne weltweit akzeptiertes Plastikgeld geht es hier nicht weiter.

Kindle Bibliothek nach Amazon.com übertragen

Im Auslieferungszustand wurde meine Kindle-Bibliothek, neudeutsch: meine in der Amazon-Cloud gespeicherten E-Book-Käufe, nicht von Amazon.de, sondern von Amazon.com verwaltet. Das hatte die primäre Auswirkung, dass man in US$ bezahlt – sonst aber eigentlich nichts. Das Angebot der erhältlichen E-Books variiert mitunter ein wenig, ebenso die Preise, basierend auf dem Dollar- bzw. EUR-Tageskurs.

Mir wurde daraufhin empfohlen, meine Kindle-Bibliothek zu Amazon.de zu übertragen, um fortan Bücher in EUR bezahlen zu können. Auf meine vorherigen Käufe hatte dieser Wechsel keinerlei Auswirkungen, lediglich auf US-E-Zeitschriftenabos, die danach nicht weiter geführt werden könnten. Da ich solch ein Abo nicht nutzte, war dies auch keine Beschränkung.

Freundlicherweise kann man diesen Wechsel jederzeit rückgängig machen – bzw. auf Wunsch sogar je nach Lust und Laune hin und her wechseln. Ich nutze diese Möglichkeit hier und da, wenn ein E-Book nur in den USA erhältlich ist, wechsele dann aber anschließend meist unverzüglich zurück.

… Also: Flugs gewechselt – das geht mit wenigen Mausklicks. Und schon liefert die Produktseite den Preis. Aber leider auch die Information, dass dieser Artikel für mich als Europäer nicht lieferbar ist.

Das war also erst die halbe Miete.

Eine amerikanische Adresse „erfinden“ und eintragen

Die meisten von uns haben durch das Web 2.0 sicherlich Freunde in Übersee. Wer es so ehrlich wie nur möglich machen will, der „leiht“ sich dessen Postanschrift – bezieht also quasi virtuell ein Zimmer zur Untermiete.

Alternativ tut es wie in meinem Fall auch die Anschrift von MyUS.com in Sarasota FL, deren Dienstleistungen ich mitunter verwende, wenn ein Händler nun gar nicht in die Alte Welt liefern mag. … Amazon.com mit seinem Kindle Fire und nun auch mit seinen digitalen Verkäufen ist hier ein unrühmlich treffendes Beispiel.

Als dritte Möglichkeit kann man natürlich auch die Adresse eines noblen Hotels auswählen, in dem man schon immer einmal ein paar Nächte verbringen wollte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die reale oder plausibel erfundene US-Postanschrift wird als alternative Lieferadresse im Amazon.com-Account eingetragen.

„Umzug“ in die USA

Wiederum im Bereich „My Kindle“ bietet Amazon nun an, nach einem Umzug die korrekte Postanschrift zu wählen. Dies ist, logischerweise, die soeben eingegebene USA-Postanschrift.

… Sehr schön ist dabei, dass man trotzdem mit der deutschen Kreditkarte problemlos weiter bezahlen kann.

Kaufen, kaufen, kaufen!

Derart als US-Bürger verkleidet gelingt der Kauf der gewünschten Kindle-App selbstredend sofort. Sie wird kurz darauf wie jedes normale E-Book in Windeseile per Whispernet auf den Handheld übertragen.

… Parallel dazu informiert Amazon.com noch, dass Datentraffic via 3G für USA-Bürger außerhalb der USA schmerzhaft teuer wird. Wissenswert – aber letztlich uninteressant.

Und dann: Rolle rückwärts

Direkt nach Abschluss des Kaufs und Abholung der App kann man obigen Tweak getrost rückgängig machen. Also:

  • Umzug zurück von der US-Postadresse auf die althergebrachte Adresse in Deutschland.
  • Rücktransfer der Kindle-Bibliothek von Amazon.com nach Amazon.de.

Spannend ist, dass alle in den USA getätigten Käufe grundsätzlich unter Amazon.com verbleiben. Löscht man die App also und will sie später erneut an denselben oder einen anderen Kindle senden, muss man dazu auf jeden Fall Amazon.com bemühen.

Viel Spaß mit der somit erworbenen Kindle App!

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