Don Gexote und der Kampf gegen die Simply-Windmühlen

Frage an den eigenen Geisteszustand: Kann der Wunsch entstehen, vom bisherigen Mobilfunkprovider unter Portierung der Rufnummer (lies: MNP) zum selben (!) Provider „umzuziehen“? Und, falls ja: Funktioniert das? In kurz: Ja – und nein.


Den Beginn des Wahnsinns bildet mein eher homöopathisch existentes Mobilfunkverhalten. Ich befinde mich den Großteil der Zeit im Home-Office, habe also weder Pendelwege noch aushäusige Einsätze – und daher letzlich nahezu keinen echten Bedarf für ein Mobiltelefon. Natürlich nehme ich beim Gassigang und bei jedem anderen Verlassen des Hauses das Handy mit – aber in der Regel klingelt es nicht, und ich rufe auch niemanden an. Auch die empfangenen und gesendeten Kurzmitteilungen pro Monat lassen sich an 2-4 Händen abzählen.

Im krassen Gegensatz zum fehlenden Bedarf an mobiler Telefonie steht der Spaß an technisch hochwertigem Spielzeug – seit Jahren schon. Es muss also jeweils ein ordentliches Gerät sein, das alles kann bis auf Kaffeekochen (und letzteres sicher nur deshalb nicht, weil die Designer dummerweise keinen Wassertank vorgesehen haben). Und so kaufe ich mir ja auch in diesen Tagen, wie anderweitig wortreich nachzulesen, das in Europa eigentlich (immer noch) nicht erhältliche Google Nexus One – um angesichts der Apple-Allmacht nicht die Perspektive zu alternativen Touchscreen-Betriebssystemen und deren Softwareangebot zu verlieren.


Bisweilen bin ich dann aber doch mal unterwegs – üblicherweise 1-2x pro Quartal für 2 Tage am Stück. Zu diesem Zweck verfügt mein geliebtes Netbook über eine E-Plus-basierende Prepaid-Karte vom Lebensmitteldiscounter Aldi, d.h. Aldi Talk a/k/a MedionMobile, die mich via 2 EUR-Tagesflatrate per UMTS zurück ins Onlineland hievt. Das hat jedoch, wenn demnächst ein hochentwickeltes Smartphone mit ernstgemeinten Internetfunktionen in der Jackentasche steckt, einige gravierende Nachteile:


Ich bin seit Jahren zufriedener D1-(Nicht-)Telefonierer und von der magenta-farbenen Netzabdeckung spätestens durch Blick auf das iPhone meiner Gattin absolut überzeugt. Dahingehend bin ich derzeit postpaid und grundgebührfrei bei Simply– beinahe jeden nahen Anverwandten habe ich ebenfalls auf diese hellblaue Seite der Macht gezogen.

Allerdings: Deren per Default eingestellter, volumenbasierender Apotheker-Datentarif riss  letztes Jahr beim testweisen Hochladen eines (!) Handyfotos nach DailyBooth eine breite, hoch zweistellige Schneise ins Mobilfunkbudget. Auch nach Wechsel auf den alternativ nutzbaren Minutentakt bin  ich fest davon überzeugt: Nein, für die wenigen Momente, in denen ich mit dem Android-Boliden abseits von WLAN-Hotspots online gehen werde, taugt Simply für mich nicht: Ich will im 21. Jahrhundert weder auf die Onlinezeit noch allzu akribisch auf das entstehende Datenvolumen schauen müssen.


Es gilt daher, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren: Ich will meine bestehende Rufnummer behalten, mit halbwegs akzeptablen Minuten- und SMS-Preisen im gut ausgebauten D1-Netz kommunizieren – und ohne langfristige Verpflichtung hinreichend preiswert eine Tagesflat für mobiles Internet zubuchen können.

Die offensichtlichste Idee scheitert schon im Ansatz: Netzbetreiber T-Mobile bietet zwar die monatsgebührfreie web’n’walk DayFlat für schmerzliche 5 EUR pro Tag an. Diese lässt sich aber nicht auf eine normale Xtra-Prepaidkarte oder einen anderweitigen Mini-Laufzeitvertrag aufbuchen: Sie ist nur für mobile Internetnutzung mit UMTS/HSDPA gedacht – mit einer solchen SIM-Karte kann man schlichtweg nicht telefonieren.


Eine preisgünstige Alternative findet sich wiederum beim Discounter, in diesem Falle bei PennyMobil. Passend zur dortigen Prepaid-SIM-Karte mit günstigem Telefonie-Tarif  gibt es  eine für 2,50 EUR akzeptabel preiswerte Tagesflatrate. Kleiner Wermutstropfen dabei: Statt D1-typischem HSDPA mit bis zu 7,2 Mbps wird hier per se auf schmächtige 384 Kbps gedrosselt. Aber was soll’s, es geht ja wirklich nur um’s Handheld-Surfen, -Mailchecken, -Twittern und -Facebooken – dafür sollte das wohl genügen. Und: Besser als o.a. regionale E-Plus-Netzabstinenz ist das allemal.

Also – rein in die nächste Penny-Filiale, ein Starterpaket gekauft, zurück ans heimische Internet:

Des Rätsels Lösung: PennyMobil (wie übrigens auch ja! Mobil von Rewe) werden technisch von Simply abgewickelt. Sprich: Wo PennyMobil draufsteht, ist eigentlich Simply drin.

Flugs zum (Festnetz-)Hörer gegriffen – tunlichst nimmt man dazu nicht die 0900-„mach mich schnell arm“-Hotline von Simply, es tut auch die 0180-5-„mach mich nur ein bisschen arm“-Aktivierungshotline von PennyMobil. Denn merke: Letztlich landet man eh im selben Callcenter bei Simply-Konzernmutter Drillisch.

Traurige Gewissheit: Eine MNP-Rufnummernmitnahme klappt aus dem Grunde nicht, dass dies nur von Provider zu Provider spezifiziert ist – also ausdrücklich nicht „von Simply zu Simply“. Und umgekehrt: Obwohl es sich beim bisherigen und beim gewünschten Tarif letztlich nur um zwei unterschiedliche Simply-Produkte handelt – eine simple Umschaltung, am besten ohne Wechsel der bereits vorhandenen SIM-Karte, ist absolut nicht machbar.


Schlussendlich gilt es nun, 2+2 korrekt zusammenzuzählen, sich dabei aber nicht über das unausweichliche Resultat zu ärgern: Da ich aufgrund der anderswo so nicht verfügbaren Vertragskonditionen zu PennyMobil will, ein direkter Wechsel von Simply aus aber nicht möglich ist, muss meine bestehende Rufnummer folglich temporär via MNP zu einem ganz anderen Mobilfunkprovider umziehen.

Sprich: Die eigentlich bereits abgeschlossen geglaubte Suche nach einem D1-Anbieter mit akzeptablem Telefonie-Tarif und „einem bisschen mobilem Internet“ ohne Mindestvertragslaufzeit ging in die Verlängerung – und die MNP-Rufnummernmitnahme zum zweitbesten Mitbewerber wurde getriggert. Von dort geht’s dann einen Monat später im zweiten Schritt „zurück zu Simply“, d.h. zu PennyMobil.

Bei dieser irrwitzigen Doppelaktion werden unweigerlich einmal 30 EUR MNP-Gebühr verbrannt. Was dabei alles schief gehen kann, gar nicht zu denken an die die daraus resultierenden zusätzlichen grauen Haare, lässt sich schwerlich beziffern.