Eine wichtige Einstufung direkt vorab: Das Huawei/TrekStor Ideos U8150 a/k/a T-Mobile Comet ist kein Mobile-Office-/Multimedia-Bolide, sondern ein Einsteiger-Androide – bzw. in meinem Fall ein Zweitgerät. Insofern muss jedem klar sein, dass in dieser Leistungsklasse (<200 EUR ohne Vertrag, kein SIM-Lock) Abstriche gemacht werden müssen. Größtes Manko ist sicher das 18 Bit-QVGA-Display, das nur 262.000 Farben darstellen kann – Fotos sehen recht flau aus, selbstfotografierte Schnappschüsse um so mehr. Darüber hinaus fehlen dem Gerät Multitouch-Gesten – es ist nicht so, als ob sie einfach im Browser aus patentrechtlichen Gründen totgelegt wären, vielmehr unterstützt das Panel laut Testprogramm tatsächlich keine zwei gleichzeitigen Berührungen. Und die schwachbrüstige CPU ist der Gerätegröße und den zu erwartenden Anwendungen zwar angemessen, zieht aber letztlich keinen Hering vom Teller.
Ansonsten ist höchst erstaunlich, was bei einer derartigen Miniaturisierung alles im Gerät steckt. Es gibt UMTS/HSDPA, WLAN/n, Bluetooth/A2DP, A-GPS und sogar ein UKW-Radio (nur bei angeschlossenem Headset, das vermutlich als Antenne verwendet wird). Sowohl ein Annäherungsdetektor (zur Abschaltung des Displays im Telefonat) als auch ein Lagesensor ist vorhanden – wobei die Landscape-Darstellung nur bei Drehung gegen den Uhrzeigersinn aktiv wird (die Tasten sind dann rechts, für Linkshänder unergonomisch). Die Kamera mit Fixfocus und ohne LED-Blitz ist erwartungsgemäß unterirdisch, genügt aber z.B. zum Einscannen von android-typischen QR-Codes.
Nicht vergessen: Wir reden von Android 2.2 „Froyo“, d.h. das WLAN-Tethering (Weitergabe der UMTS-Verbindung an andere WLAN-Geräte) ist nutzbar. Entsprechend vorbereitete Apps lassen sich auf SD-Karte statt im engen internen Speicher installieren. (Obacht: Es liegt keine Mikro-SD-Karte im Karton, also am besten direkt eine 8GB-Karte mitbestellen.)
Man könnte sich daher hinreißen lassen zu sagen, es handele sich um eine Art geschrumpftes Google Nexus One: Die vier android-typischen Sensortasten (die haargenauso gern versehentlich auslösen) finden sich in derselben Reihenfolge (Zurück, Menü, Home, Suchen) – statt eines Trackballs gibt es allerdings „nur“ ein 4-Wege-Kursorkreuz. Andererseits sind die beiden großen Tasten (grün = Anruf, rot = auflegen) enorm praktisch. Wie beim Nexus One gibt es keinerlei Branding in Hinblick auf Provider oder Hersteller – die Oberfläche ist so, wie Google sie in der Referenzimplementierung von Android 2.2 realisiert hat. Dies lässt auf zeitnahe Updates hoffen, wenn dies nötig werden sollte.
Für den „ernsthaften“ Betrieb ist das Gerät logischerweise zu klein und zu schwachbrüstig. Die Bildschirmtastatur ist für SMS-Texte oder Tweets vollkommen ausreichend – längere Passagen geraten aber zur Tortur. Videos jenseits kurzer YouTube-Clips wird man sich bei dieser Displaygröße und Farbwiedergabe kaum anschauen wollen. Dasselbe gilt für das Surfen im Web: Natürlich kann der Mobile-Chrome-Browser alles, was er können muss, aber Spaß macht es nicht, weil das Display doch arg klein ist und der Pinch-Zoom mit zwei Fingern nicht enthalten ist. Nebenbei bemerkt: Der Adobe Flash Player lässt sich aufgrund der schwachen CPU nicht installieren.
Aber als preiswerter und doch umfassend ausgestatteter Einsteiger-Androide für den quengelnden Nachwuchs oder als hosentaschenkompatibles Zweitgerät mit Discounter-Datentarif + WLAN-Tethering ist das Ideos die absolute Wucht. Wer unterwegs den „kleinen Internethunger“ stillen will, also in Bus, Bahn oder Wartezimmer flugs Twitter- und Facebook-Statusupdates verfolgen bzw. aktualisieren will und/oder cloud-kompatibel Zugriff auf seine (Google-)Kontaktdaten und -Termine sowie IMAP- und/oder GoogleMail-Dienste sucht, findet im Huawei/Trekstor Ideos einen treuen Begleiter.
Zum Thema Akkulaufzeit: Das Ideos ist schlicht nicht leerzukriegen. Es kam werksseitig mit ca. 40% Vorladung hier an, und ich habe es mit WLAN, Bluetooth, App-Installieren und hassenichgesehn durch stundenlanges Experimentieren auf 5% heruntergespielt. Anschließend habe ich es über Nacht voll aufgeladen – das ist nunmehr 5 Tage her. In dieser Zeit habe ich sporadisch telefoniert, Apps installiert und getestet, per WLAN und UMTS soziale Netzwerke genutzt, Fotos gemacht, diese per Bluetooth zum Computer geschoben – und vieles andere mehr. Das Ideos zeigt momentan einen Akku-Stand von 27%. Gut, meine sporadische Nutzung mag nicht repräsentativ sein, aber trotzdem ist dies das krasse Gegenprogramm zum „bloß nicht anfassen“-Benutzungsverhalten beim Nexus One.
Update: Bei o.a. sporadischer Nutzung mit geringer Displaybeleuchtung und bei Nichtbenutzung abgeschalteten Funkdiensten (wozu kann man schließlich WLAN, Bluetooth und GPS per Widget an- und ausknipsen – und den 2G/3G-Datenfunk kostensparend per Quick Settings) fällt der Akkustand pro Tag um 10-15%. Eine volle Woche Standby-Zeit und mehr ist also durchaus erzielbar.
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