Ich hatte mir selbst versprochen, dass ich mich nicht aufregen wollte. Aber das muss ich wohl brechen: Die Firefox-Verantwortlichen unter Federführung von Asa Dotzler haben mit ihren Versionsnummern scheinbar echt das falsche Zeugs geraucht.
Firefox 4.0 und 4.0.1 habe ich mich noch gerne gefallen lassen. Kurz darauf kam Firefox 5 und 5.0.1 – und heute nun Firefox 6. So langsam verliere ich den Überblick – den ich bei Chrome längst verloren habe. Der Unterschied ist: Bei Chrome macht mir das nicht so viel aus, weil ich diesen Browser weder produktiv selbst einsetze, noch aus Entwicklersicht explizit unterstützen muss. Versteht mich richtig: Ich teste meine HTML-Machwerke selbstverständlich funktionell gegen die jeweils aktuelle Chrome-Version. Aber eine andere Chance habe ich ja auch nicht, weil sich alte Versionen mit trivialen Mitteln kaum einfrieren und aufbewahren lassen – weder für mich als Webentwickler, noch für die potenziellen Website-Besucher.
Sicher, Firefox geht mittlerweile einen ähnlichen Weg, aber dessen Update-Mechanismus ist immer noch nicht ganz so nahtlos ins Betriebssystem integriert. Und das ist gut so: Es gibt gute Gründe, sich gegen ein „Major“-Firefox-Update ie. eine neue Versionsnummer vor dem Dezimalpunkt zu entscheiden – nämlich die Add-ons.
Hochgeschätzter Asa Dotzler im Mozilla-HQ, meinetwegen darf Firefox (und ebenso natürlich auch Thunderbird) Updates im Wochentakt veröffentlichen – aber nicht, wenn ich jeden Monat darum zittern muss, ob alle meine Add-ons bzw. deren Entwickler Deine hohe Schlagzahl mitmachen.
Teuerster Asa, ich weiß ja nicht, was Du geraucht hast, aber Du solltest davon wirklich ein bisschen weniger auf Lunge ziehen. Deine neueste Idee ist noch schwachsinniger: Ab demnächst werden neue Firefox-Versionen ihre Versionsnummern nicht mehr im „Über Firefox“-Dialog anzeigen. Wenn ich Dich richtig verstehe, sollen die User nicht mehr mit Versionsnummern verunsichert werden, sofern nur die Gewissheit besteht, dass sie die aktuellste Version verwenden.
Verzeih meine lauten Worte, aber das ist Bullshit. Wir User sind beileibe nicht so blöd, wie Du uns darstellst. Wir kommen ziemlich gut mit Versionsfolgen wie einerseits 3, 95, 98, ME, 2000, XP, Vista und 7 oder andererseits Cheetah, Puma, Jaguar, Panther, Tiger, (Snow) Leopard und Lion zurecht. Ganz ehrlich: Du kannst Deine Firefox-Releases meinetwegen in Zukunft gerne Anna, Bertha, Carla und Dieter nennen, sofern die intern gemeldete Versionsnummer nicht alle sechs Wochen die filigrane Symbiose aus Kern-Applikation und Add-ons durcheinander wirbelt. – Wohlgemerkt: Bei Chrome klappt das ja auch.
Konstruktiver Vorschlag am realen Beispiel: Warum meldet sich denn wohl Windows 2000 intern mit 5.0, XP „nur“ mit 5.1, Vista dann mit 6.0 und dafür Windows 7 und 8 lediglich mit 6.1 bzw. 6.2? Um der lieben Kompatibilität willen! Im Gegensatz zu Marketing-Buzzwords wie „eXPerience“ und anderem Blabla auf Userseite geht es auf Entwicklerseite um klare API- oder Engine-Kompatiblitätsbezeichnungen.
Wenn ich Webseiten teste, dann teste ich je nach Anforderung gegen Firefox 1.0.x, 1.5.x, 2.0.x, 3.0.x, 3.5.x, 3.6.x in der jeweils letztmöglichen Updatestufe: Wenn Firefox x.y-Kompatiblität verlangt ist, kann ich vom User wohl das jeweils höchstmögliche Minor Update einfordern.
Nun kommt aber im Sechswochenabstand Firefox 4, 5 und 6 hinzu, 7 steht schon am Horizont. Und das, obwohl ich als Feld-Wald-Wiesen-Webworker nicht einmal im Detail weiß, ob diese Versionswechsel gravierende Auswirkungen auf das HTML-, CSS-, JavaScript- und was-weiß-ich-denn-Rendering hat. Mich würde mal interessieren: Wären nach dem Major-Update Firefox 4 die Versionen 5, 6 und 7 vormals wohl eher Hundertstel-Updates oder Zehntel-Updates gewesen?
Bitte-bitte, lieber Asa Dotzler: Schluss damit! Nenn die neuen Releases meinetwegen wie Du willst, bring sie gern auch im Sechswochenabstand mit großem Marketing-Brimborium heraus – aber friere umgekehrt die interne Versionsnummer irgendwo ein und aktualisiere sie in angemessenen Zehntel- oder gar Hundertstel-Schritten. Höre meine Worte: Dann sind wir Web- und Add-on-Entwickler und auch die Add-on-Anwender wieder glücklich, und das ganze Gemecker hört schlagartig auf.
Nur ein manueller Trackback:
http://www.terrorpinguin.de/seite/macht_die_open_source_software_szene_sich_selbst_kaputt