Duke Nukem Forever: Mitnehmen!

Ich wurde genötigt, ein paar Worte über die Ex-Vaporware „Duke Nukem Forever“ zu verlieren – ein Spiel, zu dessen Erscheinen ich mir tatsächlich einen neuen Computer gekauft habe, um es spielen zu können. Da das Ding bei Steam gerade auf 50% preisreduziert ist, komme ich dem Wunsch nun leicht verspätet gerne nach.

Richtig ist: Man muss Ursachen und Auslöser unterscheiden. Wer mich kennt, der weiß, dass meine „Main Axe“ nun mal ein iMac ist, und dass der Windows-Computer aus einer lange vergangengen Zeit vor dem Übertritt zur Apple-Weltreligion nur noch als Zweitcomputer unter dem Schreibtisch steht.

Aber machen wir uns nichts vor: Der treue, nunmehr 6 Jahre alte Dell mit dem 3 GHz Single-Core-P4/HT stand lange schon weit oben auf der Abschussliste. Doch dank etwas hochgerüsteter (Silent-)Grafikkarte tat er bis heute unter Windows 7 immer noch sehr zufriedenstellend seinen Dienst – nämlich beim Webseiten- und Software-Testen, beim Mail-Archivieren, beim gemächlichen Media-Transkodieren … Insgesamt war der Kasten für kleinere Frondienste auch heute noch ein treu ergebener und auch hinreichend schneller Bürogenosse.

Aber nichts ist bekanntlich besser als mehr Hubraum – außer eins: noch mehr Hubraum. Speziell der Wunsch nach Gigabit-Ethernet zwischen den verschiedenen Schreibtisch-Gerätschaften war schon längere Zeit recht groß, und dafür war der Dell schlichtweg zu alt.

Dass nun der Duke den Dell vor unlösbare Aufgaben stellte, war schlussendlich nur noch das letzte Zünglein an der Waage, um endlich einmal Nägel mit Köpfen zu machen: Ich entschied mich für einen extrem preiswerten, aus heutiger Sicht eigentlich auch schon wieder veralteten AMD-Dual-Core-Hobel aus dem Hause Acer, investierte noch einmal knapp 50 EUR in eine Einsteiger-Silent-Grafikkarte – und schon hatte ich für rund und roh 300 EUR eine Maschine, die von nun an alle „Windows-Kleintätigkeiten“ deutlich beschleunigt und dazu noch dem Duke eine halbwegs passable Heimstatt liefert. In Bälde wandert der alte Dell dann runderneuert-frischinstalliert zu Schwiegermama und katapultiert die dortige Verarbeitungsgeschwindigkeit beim Internet-Surfen und Mail-Schreiben aus dem Hardware-Pleistozän in eine deutlich zeitgemäßere Epoche. Eine klassische Win-Win-Situation – danke, Duke!

Aber ich rede und rede: Ich wollte doch über den Duke schreiben …

Ich bin mir bewusst, dass allerhand Online- und Offline-Magazine das Spiel nach allen Regeln der Kunst verrissen haben. Natürlich ist der Duke der sexistische, politisch inkorrekte Dinosaurier, der er in den 90ern auch schon war. Und natürlich ist das Spiel hinsichtlich der grafischen Effekte nicht auf dem Stand von 2011, sondern etwa auf dem von 2008/09. Duh – wie sollte ich es denn sonst wohl auf einer so kleinen PC-Gurke spielen können … ?

Aber sagen wir mal so: Es gibt Leute, die nicht jedes neue Motherboard und jede neue Grafikkarte kaufen. Mit niedrigen Hardwareanforderungen verprellt man also wohl die hochgerüsteten Technik-Nerds mit nicht mehr ganz zeitgemäßer Grafik, bedient dafür aber einen ungleich größeren potenziellen Markt. Ich halte das für überaus legitim.

Aber nun in medias res: Den größten Reiz übt das Spiel erwartungsgemäß auf „alte Recken“ wie mich aus, die dereinst von „Commander Keen“ …

… den Sprung zum ersten Teil …

… sowie später zum zweiten Teil des „Duke Nukem“-Jump and Run-Spiels machten.

Den nachfolgenden Einstieg ins First Person Shooter-Genre bildete anschließend zuerst das indizierte „Wolfenstein 3D“ …

… später gefolgt von „Doom“.

Alle späteren Spiele dieser Art bezeichneten wir prompt als „doom-artige Shooter“ – bis, ja bis „Duke Nukem 3D“ heraus kam …

… und alles bisher da gewesene in den Schatten stellte.

Heute endlich ist das damals angekündigte „Duke Nukem Forever“ spielbereit, und für Fans der o.a. Computer-Meilensteine geht heute kein Weg am Kauf vorbei – selbst wenn dies Folgekosten in Form von modernisierter Hardware nach sich zieht.
Da der Duke alle markigen Schlüsselreize der alten Spiele aufnimmt und nahezu selbstironisch überzeichnet auf die Spitze treibt, tritt die eigentliche Spielhandlung schier in den Hintergrund: Man will einfach Zeit „mit“ bzw. aus First-Person-Sicht sogar „als“ Duke verbringen. Aus dieser Perspektive betrachtet muss man klar sagen: Ja, „Duke Nukem Forever“ macht einfach Spaß. Punkt, aus.

Ansonsten läuft man halt herum, erschießt Aliens, sammelt Munition ein, löst Geschicklichkeitsprobleme … Fakt ist: Es gibt Levels, in denen es in weiten Strecken keinerlei Bedarf an Waffenfeuer gibt, die z.B. schlichtweg das Springen von Plattform zu Plattform erfordern (schier „back to the roots“ des alten Jump-and-Run-Spiels). Oder solche, in denen man nach Verkleinerung durch den Schrumpf-Strahl mit Hilfe eines Modellautos von Raum zu Raum fährt und Aliens lieber ausweicht. Dann aber gibt es wiederum auch Levels, in der hinter jeder Ecke ein neuer Gegner hervorlugt und man gar nicht weiß, wie man mit der zur Verfügung stehenden Munition auskommen soll.

Insgesamt ist die Handlung recht linear, die einzelnen Episoden sind dabei genre-artig in sich abgeschlossen: Geschicklichkeits-Levels enthalten kaum Alien-Interaktion, Alien-Baller-Levels kaum Geschicklichkeits-Anteile. Es wirkt, als hätten hier zwei getrennte Autorenteams unterschiedliche Level-Arten abgeliefert. Für kurzweiliges Duke-Spielen hätte man sich eigentlich eher gewünscht, dass sich beides etwas enger miteinander verzahnt in schnellerer Folge abwechselt: Dann wären die Knobel-Geschicklichkeitsaufgaben vielleicht nicht arg so schwierig, und die Alien-Gegner vielleicht nicht arg so unbesiegbar.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ein richtig gutes Spiel ist „Duke Nukem Forever“ eher nicht. Aber es ist eine teuflisch gute, nostalgische Reminiszenz an alte Zeiten, die Computerspieler meines Alters und Hintergrunds schlichtweg mitnehmen sollten.

Keine Kommentare möglich.