Mir reicht’s – gibt es keine Tastatur für mich?

Meckerzeit. Ärger, ärger, ärger.

Ich habe die Faxen dicke. Sagt – bin ich eigentlich der einzige Mac-Benutzer, der mit allen angebotenen Tastaturen unzufrieden ist?

Fangen wir mit diesen laptop-artigen Aluminium-Tastaturen an, die Apple mittlerweile den iMacs beilegt, nunmehr sogar ohne Nummernblock. Ich glaube, ich hatte mich darüber schon das eine oder andere Mal beschwert: Wenn ich einen Computer mit ausgewachsenem Display mit minimalistischer Tastatur mit niedrigem Tastenhub und zu kleinen Tastenabständen bedienen will, dann schließe ich einen dicken Monitor an mein MacBook an … aber nicht umgekehrt eine Mini-Tasatur an meinen iMac.

Meine Anforderungen an eine Tastatur sind eigentlich gar nicht so schwierig – sollte man meinen. Als da wären:

  • Ordentlich große Tasten. Ich habe einen normal großen Schreibtisch und normal große Finger.
  • Damit einher geht ein sauber fühlbarer Druckpunkt beim Tastenanschlag.
  • Da ich allein in meinem Büro sitze, ist mir der Lärmpegel der Tastenanschläge im Prinzip egal, aber natürlich gibt es für alles Grenzen.
  • Dabei sollten auch die Tastenabstände stimmen – wichtig ist dabei vor allem der Abstand zwischen dem regulären Tastenfeld und den Funktionstasten, damit man nicht versehentlich statt auf eine Zahlentaste auf eine Funktionstaste rutscht. Vor allem die Esc-Tastesollte ausdrücklich frei stehen.
  • Im Bestfall sind letztgenannte Funktionstasten auch in Vierergruppen aufgeteilt, was das Finden der gewünschten Funktionstaste rein haptisch enorm erleichtert.
  • Und, das Wichtigste ganz zum Schluss: Ich hätte gerne eine Tastatur, bei dem das Layout dem eines Macs entspricht. Lies: Da, wo bei einer Windows-Tastatur die Alt-Taste sitzt, liegt beim Mac die Apfel- a/k/a Kommando-Taste; und da, wo bei Windows die Win-Taste liegt, liegt beim Mac die Alt- a/k/a Wahl-Taste. Also: Windows-Taste und Alt-Taste vertauscht, sowohl links als auch rechts der Leertaste.

OK – zur Realität: Die Apple-Aluminium-Tastatur erfüllt zwar die Anforderungen in Hinblick auf Tastenlayout (zumindest bei der 2008er Variante mit Nummernblock), und auch an den flachen Tastenhub könnte ich mich notfalls gewöhnen (klappt ja am MacBook auch). Alles andere sind No-Gos: Kein fühlbarer Abstand zwischen normalen Tasten und Funktionstasten, keine Funktionstastengruppen. Insofern scheidet auch das transparente Vorläufer-Modell von Apple aus, das zwar ordentlich große Tasten mitbringt, aber ebenfalls bei den Abständen patzt.

Mein erster Versuch war ein Logitech Cordless Desktop S 530.
Zwei Kritikpunkte: Zum einen kollidiert der mitgelieferte Treiber mit der damaligen Version von USBOverdrive – selbst der Anschluss einer kabelgebundenen Logitech-Maus statt der beigefügten schnurlosen änderte das nicht. Damit hätte ich mich notfalls noch arrangieren können.
Nicht jedoch mit der Funk-Latenz, d.h. der Zeit zwischen dem Tastendruck und dem Erscheinen des Buchstabens auf der Tastatur. Ich will hier keinen auf „dicke Hose“ machen, aber scheinbar tippe ich schneller als der handelsübliche Benutzer von Funktastaturen. Das Ding ging zurück zu Amazon.

Zweiter Versuch, der relativ lange in Betrieb war: Die Matias Tastatur inklusive USB-Dock.
Ich will gar nicht über die etwas schwammigen Tasten meckern, ebensowenig darüber, dass die Leertasten einen Höllenkrach macht.
Dafür zwei ernst gemeinte Kritikpunkte: Erstens – hat sich mal jemand gefragt, warum man vom Mac OS X mitunter gebeten wird, die Taste rechts neben der linken Umschalt-Taste zu drücken? Tjaha: Manche Tastaturen liefern dort nicht etwa „<„, sondern „^“ – und umgekehrt. OK, nach der einmaligen Erkennung ist das gegessen, aber falls man die Tastatur mal per Konsolenumschalter an einen Windows-PC hängt, kann das zu unschönen Verwechselungen führen – dem lässt sich aber durch entsprechend umdefiniertes Tastaturlayout beikommen.
Zweitens – der Aufdruck der Tasten. Es ist wunderbar, dass Matias das komplette Sonderzeichen-Layout aufdruckt, auch mit Alt und Alt/Shift – das habe ich noch nirgendwo anders gesehen, das kommt einem Windows-Umsteiger sehr entgegen. Allerdings: Ich weiß nicht, ob ich ungewöhnliche Körperausdünstungen besitze, aber bereits nach einem Vierteljahr wurden die Beschriftungen schwächer. Ich bin  gewohnt, Tastaturen über 3-5 Jahre oder auch länger einzusetzen, wenn nicht irgendein technologischer Umschwung den Wechsel erforderlich macht. Hier war aber bereits nach einem halben Jahr ein Austauschgerät nötig, dankenswerterweise vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit dem Hinweis, dass sie von einer (!) anderen Kundin dasselbe gehört hätten, und bei der hätte es geholfen, alle Tastenköpfe mit klarem Nacklack überzulackieren. Kein Witz! … Was ich auch prompt gemacht habe. Das führt allerdings zu einem recht merkwürdigen haptischen Erlebnis, und außerdem sieht es auch noch (mit Verlaub gesagt) scheiße aus – und hält leider auch nicht ewig. Ich habe nun also zwei Matias-Tastaturen auf dem Dachboden liegen, mit unterschiedlich abgenutzten Tastenbeschriftungen.

Dritter Versuch: Trust Slimline Aluminium Tastatur. Tastaturlayout OK, Abstände OK, Druckpunkt … naja, könnte besser sein. KO-Kriterium hier: Zur Belegung der Sondertasten muss ein abstruser Treiber installiert werden, dessen Funktion leider nicht bis in gestartete VMware Fusion-VMs durchschlägt und dadurch zu allerhand unvorhersehbaren Resultaten führt.

Vierter Versuch: Heim in Mutters Schoß – Cherry G82-27020DE Initial Corded MultiMedia Tastatur für Mac – denn wenn „Cherry“ drauf steht, soll doch wohl nichts schief gehen, oder?
Oder doch. Fangen wir so an: Der Tastenanschlag dieses 20,- EUR Billigheimers ist zwar nicht so, wie man es von mittpreisigen Modellen aus der Windows-Welt erwartet, aber immer noch besser als bei Matias oder gar Trust. Der Abstand zwischen normalen Tasten und Funktionstasten gefällt – dass die Funktionstasten nicht in Gruppen eingeteilt sind weniger – aber damit kann man notfalls zu leben lernen.
Dummerweise neigt die Tastatur dazu, Tastenanschläge zu verschlucken. Vielleicht liegt es an meinem Vornamen, das ich häufig das „g“ tippen muss, aber allzu häufig wird aus „gero@gero“ nur allzu leicht „gero@ero“. Meist hilft ein zweiter Druck auf „g“ (nicht nur beim „g“, gern auch mal bei anderen Tasten), um das gewünschte Zeichen hervorzuzaubern. Manchmal nützen aber auch 2-3 Anschläge nichts. Mit so etwas kann ich leider nicht ernstgemeint arbeiten: Ich muss mich darauf verlassen können, dass einem Buchstaben, der mein Hirn verlässt und sich zu meinen Fingern durchgearbeitet hat, nicht durch eine nicht-deterministisch arbeitende Tastaur der Weg auf den Bildschirm verwehrt wird.
Cherry hat mir daraufhin völlig anstandslos ein Austauschexemplar geschickt – weil das ja so nicht sein könne. Tja. Dummerweise benimmt sich das Ersatzgerät haargenau so. Mittlerweile habe ich auf meine Garantie gepfiffen und mir das Ding mal innen angesehen: Ich kann es leider unmöglich beschönigen, die „Initial“ leider billigster China-Schrott („Made in china“ steht auch dran – mit kleinem „c“).
Ergo: Cherrys Einstieg in die Mac-Welt scheitert für mich daran, dass das Ding einfach zu billig verarbeitet ist.

Funktionell war die Matias die beste, vom Anschlag (abgesehen von den Tastenaussetzern) die Cherry. Ich wäre gerne bereit, für eine brauchbare Cherry auch 40-50 EUR zu bezahlen – aber so etwas gibt es leider nicht.

Also habe ich mit sofortiger Wirkung alle Tastaturen mit Mac-Layout auf den Dachboden verbannt und meine Cherry G86-224 a/k/a Cymotion Expert Baujahr 2004 reaktiviert. Die war von Ende 2004 bis Anfang 2008 im Dauerbetrieb – deren Tastenbeschriftung ist zwar nicht mehr taufrisch, aber noch höchst akzeptabel.

  • Tastenanschlag und Geräuschentwicklung: Optimal (Cherry / Made in Germany halt).
  • Tastengrößen, Tastenabstände, Funktionstasten in Vierergruppen: Na logisch.
  • Mac-Sondertasten: Naja, gar nicht so schlecht. Die Medientasten für Lautstärke und Playback/Pause funktionieren (letztere mit Hilfe der mit „K“ beschrifteten Fn-Taste, die ansonsten funktionslos bleibt). Die anderen Sondertasten bekomme ich nicht recht in Betrieb. Eine Auswerfen-Taste fehlt, aber die funktionierte bei Matias auch nicht zuverlässig (durch Doppelbelegung mit F12). Immerhin: Es gibt eine Taste zum Ausschalten des Macs. 🙂
  • Das vollständige Windows-Tastaturlayout inklusive Kontextmenütaste unten rechts und Numlock-Taste am Zehnerblock hilft bei der Bedienung von Windows-VMs ungemein.
  • Bleibt einzig und allein ein Manko: Wahl und Kommando a/k/a Alt und Win sind vertauscht – und zwar sowohl links wie rechts von der Leertaste.

Letzteres könnte ich problemlos im Mac-Menü umschalten, was aber dazu führt, dass die Tasten etwas anderes tun, als draufsteht – auch unter VMware. Das ist eigentlich relativ unschön.

Und spätestens, wenn man die Tastatur einmal unversehens an einen echten Windows-PC hängt, steht man dort doch wieder im Wald, weil dann die Tasten doch wieder exakt das tun, was drauf steht. … Es sei denn, man definiert sich für dieserlei Maschinen eine Keydefiner-Regel, die just das korrigiert.


REGEDIT4
[HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Keyboard Layout]
@=""
"Scancode Map"=hex:00,00,00,00,00,00,00,00,5,00,00,00,\
38,00,5B,E0,\
5B,E0,38,00,\
5C,E0,38,E0,\
38,E0,5C,E0,\
00,00,00,00

Lange Rede, kurzer Sinn: Die ganzen Mac-Tastaturen-Dritthersteller können mir mal ganz gepflegt den Buckel runterrutschen.

Update: Ich liebe meine CyMotion Export. Nachdem ich jetzt ein paar Stunden wieder darauf herumgetippt habe, fühlt es sich an, als sei ich endlich wieder zurück nach Hause gekommen. Damn, warum bin ich auf diese grandiose Idee eigentlich nicht schon viel früher gekommen?

5 Kommentare.

  1. „bin ich eigentlich der einzige Mac-Benutzer, der mit allen angebotenen Tastaturen unzufrieden ist?“

    Nein, definitiv nicht – wir sind mindestens zu zweit! (-; Als Linux=>Mac-Umsteiger hat man ja schon genug mit dem neuen Tastaturlayout zu tun, aber diese iMac-Tastatur macht es einem nicht gerade leichter: fehlender Nummernblock, fehlende „Sondertasten“ wie Entfernen, Pos1 und Ende… )-: Ich wünscht, es gäbe meine geliebte Cherry G230 auch mit einem Mac-Layout! )-:

    • Also wie gesagt, unter Mac OS X und unter Windows lässt sich das in Hinblick auf Alt / Win bzw. Auswahl / Cmd vertauschte Layout problemlos via Tastatursteuerung oder Keydefiner realisieren. Am Mac – öhm … Mir schwirrt da gerade „keymodmap“ durch eine selten benutzte Hirnwindung. *kopfkratz*

      Der Haken ist nur: Definiert man das um, muss man die Tasten irgendwie beschriften, und selbst der beste Permanentmarker verwischt schon nach ein paar Minuten. (Ich schaff’s ja auch, den Aufdruck der Matias-Tastatur wegzuwischen … Liegt wohl doch an mir und meinem Stoffwechsel. *evil grin*)

  2. Tach,

    auch ich wühle mich durch verschiedene Tastauren. Für zwei Jahre hatte ich das Kensington Pilotboard Multimedia. Da passte das Layout einigermassen, Druckpunkt war auch o.k.. Sie knarzte zwar und hatte gefühlte 150 unnütze Funktionstasten, die zwar unter dem Mac alle funktionierten, die ich aber persönlich nie brauchte.

    Unter Mac wie Windows funktionierten die Alt/Apple-Tasten, wie man es erwarten würde, die waren auch so bedruckt „Alt/Apfelsymbol“. Leider funktionierten einige Tastenraster irgendwann nicht mehr. Was weiss ich…
    uiop
    klöä
    ,.-
    So in der Art, wie man das von einem C64 kennt, bei dem der CIA defekt ist.
    Die Beschriftung wurde mit der Zeit bei einigen Tasten auch dunkler/blasser (ist halt schwarz, das Ding)

    Darauf hin habe ich eine alte KNP SMK 8112JU ausgegraben. Die war mal ein einem Ur-iMac. Das Ding klapperte grausam – die klickte nicht, die rappelte beim Tippen. Schlimm. Noch schlimmer war, dass die auch (obwohl mit Kabel) ständig Tastenanschläge verschluckte. Diese Tastaur verhielt sich unter Win wie unter OSX auch so, wie man es erwarten würde

    Ich habe mir dann für 8,- EUR eine Logitech Deluxe 250 gekauft. Der Anschlag ist weich und billig, aber es ist gerade noch erträglich. Dafür ist sie halt sehr leise. Ich gebe zu, dass ich mir das viele Tippen auf dem Powerbook irgendwie versaut habe, also sowieso jeder normalen Tastatur skeptisch gegenüber.

    Diese Zeilen sind die ersten, die ich mit dieser Tastatur schreibe. In Jubelschreie breche ich nun nicht gerade aus, aber wie gesagt: es geht.

    Inakzeptabel ist aber das Verhalten der Alt-Taste. Ich muss diese grausame Windows-Taste für die Command-Funktion drücken. Merkwürdiger Weise bleibt der Button „Sondertasten…“ bei meinem iMac mit 10.5 ohne Funktion. Da muss ich mal sehen, wie ich die Tasten vertauschen kann.

    Gruß
    Michael

  3. Hier noch ein Link zur Kensington:
    http://www.amazon.de/gp/product/B000FIGER0/ref=olp_product_details?ie=UTF8&me=&seller=
    Verkäufer ist ein „Mactune“ – nomen est omen…

  4. Hallo Gero!
    Nein! Du bist nicht allein! Auch ich verfluche mittlerweile diese stylichen Mac-Kram. Ich habe das Blind-Schreiben noch auf einer manuellen Schreibmaschine von IBM gelernt, habe mich dann über IBM-Kugelkopf…. eigentlich egal. Ich vermisse ebenfalls eine FULLSIZE-/Langhub-Vielschreiber-Tastatur. 😉 Cherry-Klick… You know?!?!

    Habe gerade eine Woche mit der tollen Logitech dinovo Mac-Edition hinter mich gebracht. Es funktioniert einfach nicht damit. Obwohl ich mir /oder der Tastatur / wirklich Zeit zum kennenlernen gegeben habe. Mit diesen Slimline-Gedöns komme ich nicht zurecht. Ich frage mich da die ganze Zeit, ob es wirklich nur „Kreative“ sind, die mit Mac arbeiten. 2x am Tag einen Dateinamen vergeben und die restliche Zeit in der Bildverarbeitung. Dafür kann man das Zeugs ja nutzen. Aber was machen die Anderen????

    Ich werde als nächstes in eins, zwei Media-/Elektronikmärkte einfallen und mir da eine aussuchen. Egal, ob die aus der PC-Welt kommt oder nicht. Und die Mac-Funktionstasten sind mir dann auch egal. Haupsache ich kann mich wieder wohlfühlen. Nur gut aussehen reicht mir nicht… 😉