Google Nexus One und mobiler Internet-Frust

Wisst Ihr, was mich an meinem neuen Wunderhandy Google Nexus One am allermeisten nervt? Ganz einfach: Dass man ich damit eben nicht einfach mal eben abseits eines WLAN-Access-Points per UMTS oder GPRS (ie. 3G oder 2G) online gehen kann. Dabei unterstützt das Ding sehr wohl die in Europa gebräuchlichen Funkstandards – es gibt aber einen äußerst nervigen Software-Bug, durch den keine rechte Mobil-Internet-Euphorie aufkommen will (zumindest bei mir).

Ich habe das N1 nun ja bereits seit gut drei Wochen und konnte als Grenzgänger zwischen verschiedenen Apple- und Nicht-Apple-Betriebssystemen und -Gerätschaften verschiedenste Aspekte für mich umfassend von allen Seiten beleuchten. Nur kurz angerissen und für spätere Detailblogs vorgemerkt:

  • Es gibt Dinge, die Hardwarehersteller HTC suboptimal gelöst hat (z.B. die Displayqualität und die unseligen Sensortasten) – mit deren Korrektur frühestens zum Nexus Two (t.b.a.) zu rechnen ist.
  • Dann gibt es Dinge, die Betriebssystemhersteller Google konzeptionell versaubeutelt hat (z.B. das hirnrissige Arbeitsspeicher- und Massenspeicher-Management sowie das akkuzehrende Task-Handling) – deren Korrekturen für kommende Android-Updates teilweise bereits angekündigt sind.
  • Darüber hinaus gibt es Ungereimtheiten in der Bedienung, die die „Android-Experience“ im Vergleich zu Apples iPhone OS hier und da etwas ungelenk wirken lassen (meist durch unvollständig implementierte oder komplett fehlende Physikeffekte) – hier lässt sich hoffen, dass die Entwickler mit Hilfe von Usability-Experten, aber ohne (weitere) Patentverletzungen zum nächsten Update anständig nacharbeiten.

Das meiste bis hierher Genannte ist höchst tolerabel und schlichtweg Jammern auf hohem Niveau. Auch wenn das Nexus One ganz sicher kein „iPhone-Killer“ ist, ist es derzeit sicher eines der besten Android-Mobiltelefone. Und Konkurrenz belebt bekanntlich das Smartphone-Geschäft: Android zeigt hier und da durchaus Aspekte, die Apples iP[hone|od|ad] ebenfalls gut zu Gesicht stünden.


Wenn das N1 dann aber das tun soll, wofür es gebaut ist, nämlich neben der Telefonie auch mobilen Internetzugriff zu realisieren, dies dann wechselweise per WLAN und (bei dessen Abwesenheit) per Mobilfunk – ja, dann kommt regelrechter Frust auf.

Zum Einstieg ist schon das Konfigurieren der APNs (vulgo: der Interneteinwahldaten) ein Kapitel für sich – enthält der entsprechende Dialog doch Parameter, die man als Normalsterblicher kaum je zuvor gesehen hat. Aber selbst, wen man im Internet den für seinen Mobilfunkprovider passenden Datensatz gefunden und peinlich genau eingetastet hat, heißt das immer noch nicht, dass man per 2G oder 3G tatsächlich ins Internet kommt.

Bevor nun das Haareraufen beginnt, weil man keinen Eingabefehler findet und das 3G-Symbol sogar schon in der Statuszeile aufgeblitzt ist, aber trotzdem nichts geht, lohnt es sich, das N1 mit abgeschaltetem WLAN erst einmal zu rebooten.

Warum das? Nun – laut meiner Erfahrung verhaspelt sich das N1, wenn es bis gerade noch per WLAN online ging, letzteres aber nun weggebrochen ist oder deaktiviert wurde. Das 3G-Symbol erscheint, der ausgehende Pfeil blinkt hektisch – aber es kommt nichts zurück, der eingehende Pfeil bleibt inaktiv.

Wer die undokumentierte Pseudo-Rufnummer *#*#4636#*#* (auswendig lernen! 4636 = „INFO“) wählt, kann unter „Telefoninfo“ einen dreistufigen Pingtest durchführen. In der Regel kommt der IP-basierte Ping sogar durchaus wohlbehalten zurück, der Hostnamen-Ping scheitert aber wohl an der DNS-Auflösung – und der abschließende HTTP-Client-Test wirft mitunter sogar jovial eine IOException.

Mitunter hilft es dann, das WLAN noch einmal zu aktivieren und dann wieder zu deaktivieren (egal, ob ein Access Point erreichbar ist oder nicht). Manchmal hilft es, kurz in den Flugzeugmodus zu gehen und sich anschließend komplett neu ins Mobilfunknetz einzubuchen. Was aber reproduzierbar wirklich immer hilft, ist ein Reboot mit abgeschaltetem WLAN.

Nebenbei bemerkt: Statt Abschalten/Einschalten erzielt man einen Neustart am schnellsten durch Druck auf Power, Vol/- und den Trackball. Obacht: Sicherheitsabfragen sind wohl eher etwas für Apple-Fanboys – es gibt keinerlei Rückmeldung, aber der Neustart ist mit nichts, wirklich gar nichts mehr aufzuhalten.

Dummerweise braucht (m)ein Nexus One handgestoppt für den Neustart inklusive erneuter PIN-Eingabe eine volle Minute bis zum bedienbaren Homescreen – zuzüglich der vorherigen Fehlmeldungen und WLAN an/aus-Versuche. Für den schnellen Blick auf den Online-Busfahrplan oder ein spontanes Facebook-Statusupdate ist das leider deutlich zu lang.

Google, hallo? Liest das jemand von Euch?

15 Kommentare.

  1. Hmmm, im ersten Moment dachte ich ja: „So ein Blödsinn!“.
    Nach einem zweiten „Darübernachdenken“ habe ich entschieden mich mit einem „Ich kann keines deiner Probleme in irgendeiner Art nachvollziehen!“ zu äußern.

    Das Umschalten zwischen 2G, 3G und WLAN klappt zumindest bei meinem Nexus One absolut ohne Probleme und natürlich vollautomatisch.
    Die Tatsache, dass man für die deutschen Mobilfunkanbieter alle Internet-Zugangsdaten von Hand eingeben muss ist einfach darin begründet, dass es das Nexus One in Deutschland offiziell gar nicht gibt!!!
    Da würde ich mit Kritik warten, bis es auch hierzulande offiziell verfügbar ist.

    Das Display ist – auch nach Meinung derer, die’s das erste mal sehen – hervorragend und die Displaytasten funktionieren zuverlässig.
    Ich habe auch keinerlei Probleme mit dem Hauptspeicher-/Speicherkartenmanagement (was für Probleme mienst du eigentlich?).

    Ungereimtheiten in der Bedienung kann ich keine auflisten, aber ich habe ja auch kein iPhone, mit dem man das Diagnosemenü, das unter Android mit der kompliziertein Eingabe *#*#4636#*#* zu erreichen ist, bestimmt mit einem Fingertippen erreicht.

    Auch mein Nexus braucht eine Minute für einen Neustart, aber das passiert nur alle paar Wochen mal und stört deswegen kaum. Interessehalber: Wie lange braucht denn das iPhone für einen Neustart?

    • Hey-oh, oh-hey … immer mit der Ruhe. Ich habe gesagt, dass das Nexus One ein geiles Telefon ist, und dass meine Kritikpunkte zu Hardware, Software und GUI-Ungereimtheiten in drei späteren Blogs behandelt werden. Und ich schrieb, dass das alles Jammern auf hohem Niveau ist – eben weil das Nexus One ein klasse Gerät ist. Sprich: Bzgl. dieser Dinge wirst Du Dich leider noch bis zu den nächsten Blog-Einträgen gedulden müssen.

      Du musst einfach genauer lesen. Ich habe mich nicht über die Reboot-Dauer beschwert, sondern darüber, das mein Nexus One nicht ohne weiteres nach dem letzten Mal WLAN per 3G/2G online kommt – und mir nur ein Reboot hilft. Dass ich damit nicht allein stehe, zeigen andere Fundstellen von Leuten, die sagen, dass ihre APN-Zugangsdaten korrekt eingegeben haben, die dann aber auch erst nach dem nächsten Reboot online gehen können. Herzlichen Glückwunsch, dass das bei Dir noch nicht aufgetreten ist.

  2. dann solltest Du vielleicht lieber schreiben, dass „Du“ ein Problem mit dem mobilen Internetzugang hast, und auch dass es noch andere gibt, die solche Probleme haben (vllt. mit Quellenverweis). Aber deine ersten 3-4 Absätze sind voll von Behauptungen, die wie unumstößliche Tatsachen geschrieben sind, und diese sind schlicht und einfach alle falsch.

    Mit Abstand die Mehrheit der Nexus One-Nutzer hat eben deine Probleme *nicht*.

    Natürlich gibt es weder mit dem iPhone, noch mit dem Nexus One oder irgendeinem anderen Smartphone „das perfekte Telefon“.
    Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Sie haben sogar tatsächlich Bugs (behebbar) oder Designfehler (nicht wirklich behebbar). Aber seine individuellen Erfahrungen wie allgemeine Fakten darzustellen ist m.E. schlechter Stil, und wird so z.B. oft von iPhone-Nutzern betrieben.

    Und so steht dein Beitrag erstmal ohne die nächsten (erklärenden?) Blog-Einträge da, und muss sich der Kritik stellen.

  3. ich habe die Internet-probleme ebenfalls. allerdings bekomme ich auch keine 3G-Verbindung wenn ich WLAN aus und einschalte… es hilft nur der neustart.das ist wie im Artikel beschrieben sehr nervig.hatte mal gelesen,dass es evtl an meiner o2-karte liegen könnte.habe verschiedene apn-Einstellungen ausprobiert aber es ist immer das selbe.ausserdem habe ich noch den pink spot in der Kamera…vielleicht versuche ich’s mal mit einem modaco-rom….

    • Danke für die Unterstützung – ich dachte schon, ich bin der einzige, dem das passiert. Es scheint diejenigen nicht zu betreffen, die eine echte Datenflatrate haben, das N1 also einfach nach Gutdünken „machen lassen“. Ich persönlich möchte 3G/2G aber eigentlich gern nur bei Bedarf freigeben, also nicht permanent, wenn sich irgendein Hintergrund-Task zum Nach-Hause-Telefonieren gelaunt fühlt – und laut meiner Erfahrung fangen exakt damit die Probleme an.

      Ein Anschlussblog ist in Vorbereitung: Mit meiner Simyo-Karte (von der APN-Konfiguraiton her identisch zu meiner MedionMobile-Karte – nämlich internet.eplus.de/gprs/gprs) scheinen die Probleme von der Verwendung von APNdroid herzurühren. Seit ich das Ding (inspiriert durch den Tritt in den Hintern von derThomas) nicht mehr benutze, sondern stattdessen zur Onlinesprre einen Dummy-APN namens „deaktiviert“ mit unerreichbarem APN-Host „localhost“ verwende, klappt es eigentlich erstaunlich gut ohne erforderliche Reboots. Die Fehlermeldung hinsichtlich der Nichtverbindung in der Telefoninfo ist auch eine etwas andere, als wenn APNdroid einfach ein paar Buchstaben dahinter schreibt.

      Thema O2 (in meinem Falle Klarmobil – die Karte bekam ich heute in die Hand): Dummerweise lässt das O2-Netz beliebige APN-Hosts zum Onlinegehen zu – ergo hilft weder APNdroid noch ein „localhost“-Dummy-APN als Onlinesperre. Für O2/Klarmobil habe ich bislang noch keine Lösung parat – E+/Simyo habe ich deutlich besser im Griff. … Eigentlich will ich aber zurück zu D1.

  4. ich habe verschiedene android-apps ausprobiert, darunter auch „quick settings“, was ich immer noch benutze. ich habe was gesucht, womit ich bei bedarf die datenverbindungen ein- bzw. ausschalten kann. hauptsächlich ging’s mir um den akku und auch um die tatsache, dass ich keinen dauersender in der hosentasche haben möchte.

    du hast das problem o2 bereits angesprochen – da dort egal ist, wie der apn heisst, dürfte das abschalten auch nicht funktionieren, wenn dort z.b. „disabled“ hinzugefügt wird, oder?

    insgesamt verstehe ich das problem nicht und bin echt genervt. außerdem kapiere ich nicht, warum nicht alle o2-nutzer dieses problem haben und kaum was dazu im netz zu finden ist. lieber verkaufe ich das nexus und lege mir ein desire zu. außer du kriegst noch eine zündende idee, gero… 🙂

    • Der Kommentar sollte unter den neuen Eintrag, oder? 🙂 Wie auch immer: Nein, zu O2-Karten fällt mir spontan auch nichts mehr ein. Außer: Auf Android 2.2 warten (und das werden wir Nexus One’ler sicher eher bekommen als alle anderen, schließlich sind wir die einzigen mit echter Google-Hardware) – oder zu einem anderen Provider wechseln.

  5. ja genau 🙂 habe ich erst gesehen,als ich’s schon gepostet hatte….ein anderer provider kommt für mich nicht in frage.also auf 2.2 warten… 🙁

  6. ich habe da einen fehler gefunden. seit dem bin ich endlich drin.
    die INFO funktion war sehr nützlich.
    auf der pingtestseite, ganz unten kann man wdcma (steht bei mir komiger weise drin) umstellen auf GSM (rpl).
    seit dem bin ich drin.

    gruß

  7. hm. habe jetzt alles durchsucht aber kann diese einstellungen nicht finden. schreib doch bitte mal genau die schritte…

  8. grüß gott.
    ich habe wie in der anleitung oben in diesem post beschrieben,
    die telefontastatur aufgerufen und *#*#4636#*#* eingegeben.
    mit dem drücken der sterntaste geht ein schwarzer diagnosebildschirm auf.
    dort TELEFON INFORMATIONEN wählen. dann kann man
    dort z.B. einen pingtest machen und noch ein paar andere dinge.
    ziemlich weit unten ist eine drop-down box.
    da stand bei mir fälschlicherweise WDCMA drin.
    muss wohl eines der hundert tools gemacht haben. (apndroid maybe)
    in jedem fall hab ich es dann auf gsm (rpl) gestellt.
    mag sein das das noch immer nicht die beste einstellung ist.
    leider konnte ein freund in seinem nexus one die INFO funktion nicht aufrufen, so das wir unsere einstellungen hätten vergleichen können.

    scheint wohl an der radio version zu liegen. mein telefon ist ein
    developer(verschenk) handy, wo von anfang an das schloss im display zu sehen war.
    ich habe nur das 5.0.6 cyano drauf, aber mein radio noch nicht geupdatet.

    vllt helfen diese infos.
    was mich interessieren würde, was bei euch in der drop downbox
    „bevorzugten netzwerktyp festlegen‘
    aktiviert ist.

  9. „WCDMA“ ist einfach UMTS. 🙂 Bzw. das für UMTS verwendete Modulationsverfahren – und bezeichnet folglich 3G. http://de.wikipedia.org/wiki/WCDMA Umgekehrt ist GSM im Nexus One ein Synonym für GPRS ie. 2G.

    Wenn Du normal unter den Mobilen Netzwerkeinstellungen „Nur 2G-Netzwerke – Energiesparend“ wählst, erscheint unter „Test“ die Einstellung „GSM only“. Deaktivierst Du „Nur 2G“, erscheint dort „WCDMA preferred“.

    Nun neigt aber, vor allem in diversen Gebieten, wo UMTS gegenüber GSM schwach ist, das N1 (und viele andere Mobilfunkgeräte) dazu, permanent zwischen 2G und 3G umzuschalten – Stichwort: „Oh, 3G ist schwach, dann nehme ich 2G. Oh, 3G ist doch da, dann nehme ich 3G. Oh, 3G ist schwach, dann nehme ich 2G.“ usw.

    Daher gibt es im „Test“-Dialog eine Option namens „WCDMA only“. In diesem Modus bucht sich das N1 nur in UMTS-Netze ein – selbst wenn das Signal schwach ist, wird es GSM-Netze ignorieren. Das entspricht der nicht vorhandenen Konfigurationsoption „Nur 3G-Netzwerke“. … Wenn nun aber überhaupt kein 3G verfügbar ist, sitzt das N1 komplett auf dem Trockenen.

    „CDMA“ und „EVDO“ sind Verfahren, die AFAIK in Europa nicht gebräuchlich sind. Siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/EVDO

  10. sauber. werde ich ausprobieren.
    ich war etwas irritiert und dachte wCDMA wär eine art Wide CDMA version. also die amerikanischen bänder.

    vielen dank für diese ausführlichen informationen.

    gruß,

    dirk

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